Betriebssystem-Umzug mit Gratis-Tools
Beim Umzug auf einen neuen Rechner fällt viel Arbeit an. Mit den richtigen Tools und Funktionen ist der Wechsel jedoch einfacher, als man denkt.
Den Wechsel eines kompletten Windows-Systems auf einen neuen PC sorgt sowohl bei Nutzern als auch bei Microsoft immer wieder für Kopfzerbrechen. Früher stellte der Software-Riese dafür den Migrationsassistenten "Windows Easy Transfer" bereit, doch den gibt es seit Windows 10 nicht mehr. Selbst mit diesem Programm ließen sich lediglich die Einstellungen und die Daten übertragen. Die auf dem alten Rechner installierten Programme wurden allerdings nicht übernommen. Auf dem neuen PC mussten sie alle erneut aufgespielt werden.
Mit dem Update auf Windows 10 stiegen auch die technischen Anforderungen beim Wechsel auf einen neuen PC. Alle neuen Rechner verfügen nun über echtes Uefi, womit die Systemfestplatte mit GPT (Guid Partition Table) auf einen anderen Partitionsstil angewiesen ist, der sich von den bisherigen Bios-Kompatibilitätsmodi unterscheidet. Verschiedene Booteinträge und Steuerpartitionen erschweren einen reibungslosen Wechsel zusätzlich. Wer eine alte 32-Bit-Version von Windows 7, 8.1 oder Windows 10 auf einen neuen PC übertragen will, der steht vor dem Problem, diese auf 64-Bit updaten zu müssen. Denn Windows 11 gibt es nur noch in dieser Variante.
Hardwareseitig wird einem das Leben ebenfalls schwer gemacht. Mittlerweile verfügen die Datenträger über andere Formfaktoren und Anschlussstandards. Während früher SATA-Magnetfestplatten und -SSDs der Standard waren, sind es heute die M.2-Speicher und das NVMe (Nonvolatile Memory Express) Protokoll. Ein Flashspeicher von heute hat mehr Ähnlichkeit mit einem Hauptspeicherriegel als mit einer herkömmlichen Festplatte.
Partitionierungs- und Backup-Programme für einen leichteren Wechsel
Oftmals sind es die Festplatten, welche den reibungslosen Wechsel des Systems von einem PC auf den anderen erschweren. Lösungen liefern die Hersteller von Partitionierungs- und Backup-Software mit ihren zusätzlich integrierten Funktionen für die Systemmigration. Datenträgerpartitionen ohne Datenverlust auf eine andere Festplatte zu verschieben oder die Daten umzustrukturieren und zu ändern gehört letztlich zu den Hauptaufgaben dieser Tools.
Die Idee ist simpel: Der gesamte Datenträger mit der vollständigen Windows-Installation wird auf die neue Festplatte übertragen. Eine separate Übertragung von Einstellungen, Dateien und Programmen entfällt damit. Mit den neuen Treiber-Updates der Festplatte wird die Windows-Installation automatisch auf die Hardware angepasst. Sobald das abgeschlossen ist, sollte das Windows-System so laufen, wie Sie es gewohnt sind. Dank neuer Hardware wird das System wahrscheinlich noch schneller agieren. Die Windows-Installation lässt sich anschließend auch reibungslos auf Windows 11 upgraden, denn jeder neue PC sollte mit dem aktuellen Betriebssystem kompatibel sein.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Wechsel auf diese Weise zu bewerkstelligen. So etwa lässt sich der Inhalt der Festplatte 1:1 kopieren und auf den neuen Datenträger überspielen. Man spricht hierbei auch vom "Klonen". Alternativ lässt sich auch auf ein Backup zurückgreifen und dadurch das Klonen mittels Zwischenspeichern bewerkstelligen. Dabei speichert die Software den Inhalt in einer Backupdatei und nutzt diese für die vollständige Wiederherstellung auf dem neuen Datenträger.
Das Backup ist auch ein nützliches Mittel, um beim Notebook oder beim Wechsel von SATA auf M.2 das System zu übertragen, ohne dabei beide Datenträger anschließen zu müssen. Die Backupdatei lässt sich einfach auf einem USB-Stick oder einer Netzwerkfestplatte zwischenspeichern. Bei der Wiederherstellung werden diese Datenträger angeschlossen und das Backup aufgespielt. Ein M.2- oder SATA-Adapter ist somit nicht notwendig.
Gratis-Tools: Ein Versuch wert?
Es gibt eine ganze Reihe von kaufbaren Programmen, mit denen sich ein Systemwechsel bewerkstelligen lässt. Dazu zählen unter anderem Tools von Acronis, Easeus, O&O-Software oder Paragon. Günstig sind sie nicht, zumeist kosten sie mindestens 50 Euro, andere sind lediglich im Abo erhältlich. Für jemanden, der nur gelegentliche Windows-Umzüge unternimmt, lässt sich dieser Preis kaum rechtfertigen. Was taugen also die Gratis-Tools?
Was gratis ist, kann ja nicht so gut sein, wie das, wofür man viel Geld ausgibt, oder? Tatsächlich zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Gratis-Tools. Während es einige durchaus schaffen, ohne Datenverluste das komplette System auf einen neuen Datenträger zu übertragen, scheitern andere an den Anforderungen.
Sollte eine bestimmte Gratis-Software der Aufgabe nicht gerecht werden, dann könnte ein anderes ein besseres Ergebnis erzielen. Bei den verschiedenen möglichen Partitionen, Betriebssystemen und der vielen Hardware gibt es unterschiedliche Gründe, die für das Misslingen oder den Erfolg verantwortlich sein können. Manche Tools schlagen sich bei bestimmten Voraussetzungen eventuell besser als andere.
Um weitere Probleme zu vermeiden, lohnt es sich, Backups und geklonte Systeme am besten im Livesystem auf dem neuen Windows-PC zu starten. Wie gewohnt nutzen Sie als Bootmedium einen UBS-Stick oder eine CD/DVD, erstellt aus der installierten Windows-Software. In dem Bootmedium wird die Software mit der gewohnten Nutzeroberfläche wiedergegeben. Und da Sie den Vorgang im Livesystem gestartet haben, können keine Windows-Systemdateien auf der Festplatte geändert oder gesperrt werden.
Beachten Sie, dass der Vorgang einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Besonders bei alten Rechnern und betagten Datenträgern kann das Klonen des Systems gut ein bis zwei Stunden in Anspruch nehmen. Zumindest müssen Sie mit der richtigen Software nicht alle Programme, Dateien und Einstellungen selbst per Hand verschieben.
Auch Windows 11 ist kein Problem
Beim Wechsel nicht nur zu einem neuen Datenträger, sondern auch zu einem anderen Betriebssystem, stellt sich die Frage, ob dann noch alles reibungslos funktioniert. Tests ergeben, dass geklonte Inhalte auch auf Windows 11 funktionieren, wenn der Wechsel mit HDClone oder Macrium Reflect Free durchgeführt wird. Wichtig ist natürlich der Betrieb im Livesystem. Sollten Sie den Weg über das Backup bevorzugen, dann leisten Easeus Todo Backup sowie Macrium Reflect gute Dienste. Der Umzug auf das neue Betriebssystem lief fehlerfrei, nachdem das neue OS sich geupdatet hat und andere notwendige Prozesse abgeschlossen sind.
Zunächst mag Windows eine Menge Fehlereinträge im Gerätemanager anzeigen. Nach dem Start des Systems verschwinden diese jedoch nach und nach. Das dauert in der Regel nur einige wenige Minuten. Die meisten Programme funktionieren ebenfalls, einige wenige wie Microsoft Office 365 müssen Sie jedoch neu aktivieren. Das Tool Todo PC Trans Free von Easeus kann hierbei besonders gute Dienste leisten. Im Gratis-Modus überträgt es nun bis zu fünf Programme statt nur zwei, inklusive der persönlichen Einstellungen.
Das Upgrade zu Windows 11 sollte nach dem erfolgreichen Wechsel ebenfalls problemlos möglich sein. In der Regel genügen die meisten modernen Rechner den Hardwareanforderungen des aktuellen Betriebssystems. Allerdings verrichten nicht alle Tools ihre Arbeit auf dieselbe Weise. So erlauben es Drive Clone und Macrium Reflect, auch einzelne Partitionen zu übertragen. Die kostenlose Version von HDClone hingegen kopiert nur die gesamte Festplatte, einzelne Dateien lassen sich nicht auswählen. Sollten sich bereits Daten auf einer zweiten Partition befinden, dann müssen diese zuvor gesichert werden.
Nicht alle Gratis-Tools verrichten ihre Arbeit ohne Probleme. Es lässt sich nicht immer feststellen, woran genau es hakt. Zum Beispiel verlief der Prozess bei Aomei Backupper, Minitool Partition Wizard, Paragon Partition Manager CE sowie Veeam Agent nicht reibungslos. Möglicherweise sind diese Programme bei einer anderen Hardware oder einem anderen Betriebssystem erfolgreicher. Negativ fällt Easeus Partition Master auf: Die Steuerpartitionen sind sehr fehleranfällig und das Tool kann nur eine Partition kopieren.
Das Problem mit der Lizenz
Beim Wechsel von einem PC auf den anderen stellt sich die Frage, ob Windows die alte Lizenz auf der neuen Hardware akzeptiert. In der Tat kann es hierbei zu Problemen kommen. Je nach Lizenzart ist die Lizenz an die Hardware gebunden oder an einen anderen Faktor. Sollten Sie den Umzug von einer Windows 10- oder Windows 11-Version planen, dann sollte die Weiterführung der Lizenz reibungslos ablaufen. Denn in diesem Fall verfügt der neue Rechner bereits über eine digitale Lizenz, welche Microsoft in einer Onlinedatenbank aufzeichnet und mit der Hardware verknüpft ist. Somit bleibt das Betriebssystem auch auf dem neuen PC gültig. Dann müssen Sie tatsächlich nichts weiter tun, der Betrieb sollte problemlos weiterlaufen.
Bei einem älteren Betriebssystem ist die Lizenz möglicherweise nicht an die Hardware gebunden. In diesem Fall müssen Sie wahrscheinlich einen neuen Produktschlüssel erwerben. Das Geld können Sie sich auch sparen, wenn Sie Ihre digitale Lizenz des neuen Rechners mit der alten im Microsoft-Konto verknüpfen. Dann aktivieren Sie die Lizenz direkt nach dem Umzug auf den neuen PC.
Fazit: Mit den richtigen Tools gelingt der reibungslose Umzug
Tests ergeben, dass der Umzug von einer Festplatte auf einen neuen Rechner samt Datenträger recht einfach sein kann. Dafür braucht es nicht einmal ein kostenpflichtiges Programm. Ein Gratis-Tool kann ebenfalls gute Dienste leisten. Auch bis zu zehn Jahre alte Rechner mit Windows 8, 8.1 oder Windows 10 schaffen somit den Umzug auf einen neuen PC. Bei diesen Rechnern wurde die frühere Bios-Variante vom neuen GPT-Partitionsstil verdrängt. Probleme können ältere 32-Bit-Versionen bereiten, denn auch die werden heute nicht mehr unterstützt. Windows 11 läuft standardmäßig mit 64-Bit.
Bei einem älteren Betriebssystem wie Windows 7 mit 32-Bit-Architektur und MBR-formatierten Festplatten gestaltet sich der Umzug jedoch schwierig. Selbst geübte Profis mit guten Kenntnissen rund um Partitionierung und Datenträger müssen mitunter viel Zeit aufbringen. Erfolg ist allerdings nicht garantiert.
Eine Garantie für den gelungenen Wechsel gibt es allgemein nicht. Schließlich kommen mit unterschiedlicher Hardware, Betriebssystemen und Partitionsstilen eine ganze Menge an Faktoren zusammen. Dadurch kann der Übertragungsvorgang unheimlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Indem Sie einige Daten per Hand hinüberschieben, können Sie sich viele Stunden am PC sparen. Die installierten Programme und Einstellungen übertragen Sie etwa mit Easeus Todo PC-Trans. Das Programm ist kostenlos und kann mittlerweile fünf statt nur zwei Programme übertragen.