Teure Motor-Entwicklung
2017 fällt die Token-Regelung. Wird die ungebremste Motorenentwicklung die Kosten für die Hersteller durch die Decke treiben? Die FIA sagt nein. Sie will mit Sparplänen dagegen halten.
Am 29. April hat die Formel 1-Kommission das revidierte Motorenreglement bis 2020 abgesegnet. Das Abkommen regelt die Entwicklungsmöglichkeiten für die Hersteller, die Kosten für die Kunden, die Verfügbarkeit von Motoren, den Sound und die Angleichung der Antriebseinheiten über die Rundenzeit. Für 2017 und 2018 sind klare Parameter festgelegt. Für letzten beiden Jahre der Hybridformel bis 2020 gibt es bis jetzt nur vage Andeutungen.
Ein gravierender Punkt tritt schon nächstes Jahr in Kraft. Die Token-Regelung entfällt. Das heißt, die Hersteller können ohne Restriktionen entwickeln, theoretisch 4 neue Motoren pro Jahr bauen. Weil 2017 noch 4 Einheiten pro Fahrer erlaubt sind. 2013 soll die Zahl der Einheiten von Verbrennungsmotor, Turbolader und MGU-H auf 3, die von Energiespeicher, MGU-K und Leistungselektronik auf 2 sinken. Unabhängig von der Zahl der Rennen im Kalender.
Neue Motoren-Verträge werden günstiger
FIA-Motorenexperte Fabrice Lom feiert die Reduktion als Erfolg: "Das sind fast 50 Prozent weniger Teile, was die Kosten für die Hersteller um einen netten Betrag senken wird." Dazu kommen standardisierte Komponenten, Gewichtslimits für leistungsrelevante Teile, Mindestabmessungen für die Kurbelwelle und Grenzen für die Temperatur der Ladeluft.
Das alles soll die Kosten für die freie Entwicklung mehr oder weniger auffangen. Um sich abzusichern, dass zusätzlicher Entwicklungsaufwand nicht auf die Kunden umgelegt wird, mussten die Hersteller einer Preisreduktion um eine Million Euro für 2017 und weiteren 3 Millionen Euro für 2018 zustimmen. Ausgehend von den aktuellen Verträgen.
Kommt ein neues Team hinzu oder ist ein Team gezwungen, den Motorenpartner zu wechseln, liegt der Einstiegspreis eine Million Euro unter dem bis dahin günstigsten Liefervertrag des jeweiligen Herstellers. Im nächsten Jahr trifft das nur auf Red Bull zu. Da sie der einzige Kunde bei Renault sind, würde der Preis von 28 auf 27 Millionen Euro sinken. Red Bull will mit Renault weitermachen, aber natürlich den Preis drücken.
Wer 2018 vertragslos ist, hat möglicherweise das große Los gezogen. Die FIA kann dann nämlich den Hersteller mit der geringsten Anzahl von Kunden dazu zwingen, das betreffende Team zu beliefern. Der Preis beträgt dann 12 Millionen Euro. Es sei denn, der Kunde hat mit dem Hersteller freiwillig eine Vereinbarung getroffen mehr zu bezahlen. So ist es in Anhang 9 des sportlichen Reglements festgelegt.
Wer nicht pünktlich zahlt, hat ein Problem
Die Hersteller sichern sich gegen säumige Neukunden ab. Die Preisregelungen gelten nur, wenn pünktlich bezahlt wird. Auch das ist in Anhang 9 klar festgelegt. 25 Prozent der Leasinggebühr müssen am Tag der Vertragszeichnung beglichen werden, 25 Prozent bis Oktober vor dem Jahr der ersten Lieferung. 30 Prozent vor Saisonbeginn und die restlichen 20 Prozent bis zum fünften Rennen der Saison.
Force India und Sauber geht die Kostenreduktion zu wenig weit. Sie pochen weiter darauf, dass ursprünglich eine Flatrate von 12 Millionen Euro versprochen war. Möglicherweise kommt es 2019 dazu. Das Reglement lässt diesen Punkt noch offen.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff verrät, dass der Plan der Hersteller und der FIA davon ausgeht, ab 2019 mit nur noch 2 Motoren pro Fahrer auszukommen. Was einer weiteren drastischen Kostenentlastung für die Autokonzerne gleichkommt. Dann könnten die Preise ein weiteres Mal um jeweils 3 Millionen Euro sinken.
Angesichts des hohen Motorenverschleißes in dieser Saison muss man sich fragen, ob die Hersteller da nicht etwas optimistisch waren. FIA-Rennleiter Charlie Whiting macht sich keine Sorgen: "Ich bin zuversichtlich, dass sie das schaffen, weil die Hersteller selbst zuversichtlich sind. Sie haben diesen Zahlen zugestimmt."