Vorschau auf die Rallye Dakar 2017

Peugeot gegen Mini und Toyota. Das Duell Buggy gegen 4x4 geht in Paraguay, Argentinien und Bolivien in eine neue Runde. Siegchancen haben alle drei Hersteller.
Als sich die Dakar-Gemeinde im November zur Präsentation der 39. Auflage des Wüstenklassikers in Paris traf, drehten sich fast alle Gespräche früher oder später um das eine Thema: „Wie bereitest du dich denn auf die Höhe vor?“ Sechs Tage lang kurvt die Rallye im sauerstoffarmen Altiplano herum, in den gigantischen Hochebenen Boliviens, in Höhen von 4.000 Metern und mehr.
Fahrer schlafen in sogenannten Höhenzelten
Viele Fahrer begannen schon fünf oder sechs Wochen vor dem Start der Rallye Dakar 2017 am 2. Januar mit der Akklimatisierung, und zwar zu Hause. Sie schlafen in sogenannten Höhenzelten, in denen der Sauerstoffgehalt der Luft drastisch reduziert werden kann. Sie hoffen, dass sie so die dünne Luft besser vertragen, wenn es ernst wird.
Beim ersten Abstecher der Dakar nach Bolivien vor zwei Jahren wurden viele der Akteure von Brummschädel und Übelkeit geplagt. „ Ich schlafe in so einem Zelt“, verriet Peugeot-Werksfahrer Cyril Despres, „es steht bei uns im Schlafzimmer.“ Sein Teamkollege Stéphane Peterhansel wollte prompt wissen: „Und Madame? Macht sie da mit?“ Despres nickte begeistert: „Klar. Das gefällt ihr.“ Peterhansel, der zwölffache Dakar-Sieger, brummte daraufhin: „Jaja. Ich gehe nur ein paarmal in die Berge und übernachte auf 3.000 Metern in einer Schutzhütte. Das müsste reichen.“
Gleichstand zwischen Mini, Toyota und Peugeot bei Motorleistung
In puncto Motorleistung herrscht bei den Topteams jetzt Gleichstand. Der Air-Restrictor des Peugeot-Buggy wurde nämlich um einen Millimeter verringert, von 39 auf nunmehr 38 Millimeter Durchmesser. Damit hat der Luftmengenbegrenzer bei dem Dreiliter-V6-Diesel das gleiche Maß wie beim Dreiliter-Diesel-Reihensechszylinder des Mini und dem Benziner-V8 des Toyota Hilux.
„Der 3008 leistet jetzt 340 PS“, sagen die Peugeot-Techniker, „also 20 PS weniger als bisher. Dafür ist die Fahrbarkeit aber wesentlich besser geworden.“ Die Franzosen haben aber auch eifrig an der Gewichtsbalance des Peugeot 3008 DKR gearbeitet. Und natürlich stand auch die Gewichtsreduzierung weit oben auf der To-do-Liste. Während die Allradler von Mini und Toyota fast zwei Tonnen auf die Waage bringen müssen, gilt für den heckgetriebenen Buggy 3008 DKR ein (allerdings nur theoretisch erreichbares) Limit von lediglich 1.320 Kilo.
Fragen nach dem tatsächlichen Gewicht des 3008 DKR bereiten Peugeot-Teamchef Bruno Famin scheinbar körperliche Schmerzen: „Oh non“, dazu könne er beim besten Willen nichts sagen, beteuert er mit Leidensmiene. Und so ist man auf Spekulationen angewiesen, wonach die Peugeot knapp 1.600 Kilo wiegen, also etwa 400 Kilo weniger als die allradbewehrte Konkurrenz.
Peugeot 3008 DKR mit Klimaanlage
Neuerdings verfügen die Werks-Peugeot auch über eine Klimaanlage, ein Feature, das die VW Race-Touareg schon 2011 an Bord hatten. Die Aircondition ist in der zweiten Woche weit mehr als ein nettes Goodie. Deutlich mehr als 40 Grad im Schatten sind im argentinischen Sommer nämlich keine Seltenheit. In den Cockpits hat’s dann 60 Grad und mehr. Mehrfach mussten in den letzten Jahren der Rallye Dakar erschöpfte Fahrer nach einer Hitzeetappe sofort an den Tropf gehängt werden.
Während Peugeot mit der gleichen Vierer-Riege wie 2016 startet (Vorjahressieger Stéphane Peterhansel, Sébastien Loeb, Cyril Despres und Altmeister Carlos Sainz), kommen bei Mini zwei Neue ins Team. Der blitzschnelle Saudi Yazeed Al-Rajhi und sein deutscher Copilot Timo Gottschalk wechseln von Toyota zum Siegerteam der Jahre 2012 bis 2015. Bryce Menzies, mit 29 Jahren extrem jung für einen gestandenen Dakar-Fahrer, eilt der Ruf des absolut furchtlosen Haudraufs voraus. Im August stellte der Amerikaner mit einem 900-PS-Trophy-Truck mit 115 Metern einen neuen Weitsprungrekord für Autos auf. Den Eintrag ins Guinness-Buch bezahlte Menzies allerdings mit einer gebrochenen Schulter.
Toyota nun doch mit 4x4
Bis zum Dakar-Start glaubt Menzies aber wieder komplett fit zu sein. Dritter Spitzenmann bei Mini ist Mikko Hirvonen. Der Finne kam bei seinem Dakar-Debüt 2016 auf Rang vier und war somit weitaus besser als sein ewiger Rivale aus vergangenen Tagen in der Rallye-WM, Sébastien Loeb. Der neunfache Weltmeister gewann im 2008 DKR zwar vier Tagesetappen. Ein herzhafter Überschlag warf Loeb am Ende aber auf Rang neun zurück.
Mit Nani Roma und Nasser Al-Attiyah, dem Vorjahres-Zweiten, wechselten gleich zwei langjährige Mini-Fahrer in diesem Jahr zu Toyota. Das in Südafrika ansässige Team fuhr bei Tests lange zweigleisig. Ein Buggy namens Hilux Evo wurde intensiv erprobt – und dann doch wieder zurück in die Werkstatt geschoben. „Der Buggy ist einfach noch nicht so weit“, resümierte Giniel de Villiers, der 2016 mit seinem langjährigen deutschen Copiloten Dirk von Zitzewitz Rang drei im Hilux 4x4 holte. Aber auch mit dem Allradler hat Toyota echte Siegchancen. Nasser Al- Attiyah gewann 2016 alle sechs Rallyes zum Cross Country Weltcup, bei denen er antrat.
Info: Die dünne Luft in Bolivien
Knapp 9.000 Kilometer müssen die Teilnehmer bei der 39. Ausgabe des Wüstenklassikers an 13 Tagen bewältigen. Aus der Hitze von Paraguays Hauptstadt Asunción geht es durch Argentinien ins bolivianische Hochland. Dort stehen sechs Nächte in Höhen von 3.500 Metern an. Der Rückweg nach Buenos Aires führt durch den argentinischen Glutofen mit gut 40 Grad im Schatten.