Erster Einblick

VW zeigt den Elektro-Passat auf der CES mit spezieller Tarnung. Wir haben die Details.
Der ID.7 ist das zweite Modell, das Volkswagen als Weltauto nach dem ID.4 auflegt und in den Regionen USA, Europa und China anbieten wird. Der kunstvoll getarnte Viertürer mit großer Heckklappe auf der CES steht optisch in einer Linie mit der Limousinen-Studien "ID. Aero" und "ID. Vizzion" sowie dem Kombi-Conceptcar "ID. Space Vizzion".
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Interieur des VW ID.7
"Mit dem neuen ID.7 runden wir unser E-Modellportfolio nach oben hin ab. Die Limousine wird Top-Technik und Qualität bieten. Der ID.7 ist eines von zehn neuen E-Modellen, die wir bis 2026 auf den Markt bringen. Unser Ziel: In jedem Segment für unsere Kundinnen und Kunden das passende Angebot zu haben", sagt Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen. Am Rande des Exponats versprach Schäfer ein "hochwertiges Interieur" und ein äußerst großzügiges Raumangebot – der Radstand beträgt 2,97 Meter. Unter der großen Heckklappe ist Platz für mehr als 500 Liter Gepäckraumvolumen. Das Leergewicht wird die zwei Tonnen übersteigen, aber nicht so sehr, wie bei vielen E-SUVs mit ähnlichem Platzangebot.
- Auf der CES erlaubt VW zumindest auf Fotos einen ersten Blick auf das Cockpit des ID.7. Insbesondere die Kritik an den ID-Modellen hat Volkswagen wohl dazu veranlasst, das "Bedienerlebnis in den relevanten Bereichen" zu verbessern. Zur serienmäßigen Ausstattung zählen unter anderem ein Head-up-Display mit Augmented-Reality-Darstellung, ein 15 Zoll großer Screen, beleuchtete Touchslider und eine in der ersten Ebene des Infotainmentsystems integrierte Bedienung der Klimatisierung.
- Die Klimaanlage arbeitet mit intelligenten Ausströmern, die Fahrer oder Fahrerin anhand ihres Schlüssels erkennen und bereits vor dem Einstieg Kühlung oder Heizung aktivieren. Die neuen "Smart Air Vents" können über eine Wedelfunktion den Luftstrom großflächig verteilen. Außerdem erlaubt es die Klimatisierung die Luft direkt auf die Körper der Passagiere oder indirekt in die Fahrgastzelle zu leiten. Diese Funktionen stellt das neue Display über der Mittelkonsole dar. Des Weiteren reagiert die Sprachsteuerung auf die Wünsche der Reisenden, zum Beispiel über den Befehl: Hallo Volkswagen, meine Hände sind kalt." Entsprechend stellt der ID.7 die Lenkradheizung an und richtet den Luftstrom der Klimaanlage auf die Hände.
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VW ID.7: Das Exterieur
Bereits seit Monaten testet Volkswagen den Elektro-Passat und unser Erlkönig-Jäger konnte die Limousine schon abschießen. Unter der Tarn-Folie zeichnen sich schmale Scheinwerfer ab, die weiter zur Mitte streben und ID-typisch mit einem LED-Band verbunden sind. Wie bei der Studie erscheint die Fronthaube gewölbt, an der Seite sind Türgriffe und Griffmulden zu sehen. Die Seitenspiegel thronen statt auf einem filigranen Flügel auf einem massiveren Träger. Der hintere Bereich des Fensterbands besteht aus einer massiveren D-Säule. Der angedeutete "Hofmeisterknick" im Heckfensterdreieck dient lediglich Tarnungszwecken; hier verläuft die Linie weiter waagerecht. Die Leuchten am Heck ragen zwar ebenfalls weit in den Kofferraum hinein, fallen jedoch deutlich schmaler aus. Die Schürze trägt noch Auspuffblenden, die natürlich nur zur Tarnung angebracht sind, um das finale Design zu verschleiern.
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Die Gestaltung der Außenhaut soll einen cW-Wert zwischen 0,23 und 0,24 bringen, was zur versprochenen WLTP-Reichweite von bis zu 700 Kilometer beiträgt. Eine neue Software wohl der Version 4.0 (die aktuellste im ID.Buzz ist die 3.2) soll für eine Ladeleistung von bis zu 200 kWh sorgen. Vor allem ein ausgeklügeltes Thermomanagement für den Akku soll die Ladegeschwindigkeit insgesamt spürbar verkürzen.
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Selbst auf der CES steht der ID.7 noch im Tarn-Outfit und gibt sein Interieur noch nicht live preis – die endgültige Präsentation ist für April versprochen. Doch diese Tarnung ist keine Klebefolie, sondern eine spezielle Lackierung, die den ID.7 interaktiv zum Leuchten bringen kann. 40 Lackschichten sind mal isolierend und mal leitend ausgelegt. 22 separat ansteuerbare Areale an Modell können via Elektrolumineszenz hervorgehoben werden. Über die Koppelung mit der Soundanlage leuchten einzelne Bereiche im Rhythmus der Musik auf. Dieses Feature ist freilich nichts fürs Serienmodell – die in wochenlanger Handarbeit aufgebrachte Speziallackierung macht das Showcar 70 Kilogramm schwerer.
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Die Antriebe des VW ID.7
Die Motorisierung des ID.7 steht noch nicht fest, allerdings orientiert sich die Limousine an den anderen ID-Modellen. Aktuell bietet VW zum Beispiel im ID.5 eine 77-kWh-Batterie, die dort für 544 Kilometer Reichweite gut ist. Hier haben die Kunden die Auswahl zwischen der 174 und 204 PS starken Heckantriebs-Variante. Als Top-Modell gibt es den 299 PS starken GTX mit Allrad. Hier liegt die Reichweite bei 518 Kilometer. Wie oben schon erwähnt, dürfte der ID.7 in Sachen Leistung etwas zulegen.
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Der lange Radstand erlaubt zudem eine größere Batterie, wie sie auch im ID.Buzz mit langem Radstand zu haben sein wird. Ihre Kapazität soll brutto 90 kWh übersteigen – die einst für den Buzz kolportierten 111 kWh wird es aber nicht geben. Trotzdem soll die größere Batterie die erwähnten 700 Kilometer ermöglichen, was einem Verbrauch von weniger als 14 kWh pro 100 Kilometer entsprechen würde.
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ID.7 als Kombi mit Namenszusatz
Wie der ehemalige VW-CEO Herbert Diess bei der Vorstellung der neuen VW-Unternehmensstrategie "New Auto" im Juli 2021 bestätigte, sollte der elektrische Passat als Limousine den Namen ID.6. tragen, ID.7 sollte dem Kombi vorbehalten sein. Mit dem Chef-Wechsel und einigen Verwerfungen bei der Strategie haben die Wolfsburger den Namen ID.6 für den Elektro-Passat kassiert und für das Trinity-Modell reserviert. Neben dem ID.7 als Limousine wird es später eine Kombiversion geben, die ebenfalls diese Nomenklatur mit einem Zusatz trägt. Der Kombi-ID.7 rollt dann ab 2024 zu uns.
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Übrigens: VW hat in China bereits mit seinen zwei Joint Venture-Partnern ID.6-Modelle als SUV am Start hat. Des Weiteren hat der Autobauer die gesamte Bandbreite an ID-Namen (ID.1 bis ID.9) schützen lassen. Unterhalb des ID.3 kommen noch die Kleinwagen ID.1 und ID.2, ein ID.8 als Elektro-Entsprechung für den VW Atlas ist ebenfalls bestätigt. Außerdem will Volkswagen die wertvollen Baureihennamen aus der Verbrenner-Ära auf die Elektromodelle übertragen. So soll es einen ID. Polo ebenso geben, wie einen VW ID. Golf.
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Studien
Der ID.7 wurde bereits früh als Elektro-Passat angekündigt und zahlreiche Studien haben das Konzept in unterschiedlichen Ausprägungen gezeigt. 2018 zeigte VW mit dem ID. Vizzion eine Limousinen-Studie auf dem Autosalon Genf. Das Modell mit einem Radstand von 3,10 Meter verfügte über die größte MEB-Batteriekapazität von 111 kWh und sollte eine theoretische Reichweite von 665 Kilometern ermöglichen. Die große Batterie versorgte einen 75-kW-Motor vorn und einen mit 150 kW hinten. Die Systemleistung des Allradlers gab VW mit 225 kW (306 PS) an.
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2019 hatte VW dann auf der L.A. Auto Show den ID. Space Vizzion als Kombi-Studie präsentiert. Das Concept Car ist mit 4,96 Metern sieben Zentimeter länger als der VW Passat und fünf Zentimeter (1,53 Meter) höher. Außerdem verfügt es über einen 16 Zentimeter längeren Radstand. Den Antrieb übernimmt ein Elektromotor an der Hinterachse, der 205 kW leistet. Für die Energieversorgung ist eine Lithium-Ionen-Batterie mit 82 kWh Energiegehalt zuständig, die nach WLTP eine Reichweite von 590 Kilometern ermöglichen soll. Als Option war ein Allradantrieb mit einem zusätzlichen Frontmotor mit 75 kW Leistung möglich. Mit ihm steigerte sich die Systemleistung auf 250 kW.
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Die jüngste Studie von Mitte 2022 zeigte in China den ID.7 als ID. Aero. Optisch zeigte sich das fünf Meter lange Modell als typischer Vertreter der ID-Familie. Die Fronthaube war stark gewölbt, zwischen den LED-Matrix-Scheinwerfern im Wabenlook wurde ein Lichtband verbaut. Die untere Fensterlinie war geschwungen, in den ausgestellten Radhäusern drehten sich 22 Zoll große Bi-Color-Räder im Turbinenstil. Zahlreiche Sicken prägten die Seiten, die klassischen Türgriffe waren durch beleuchtete Touchflächen ersetzt worden. Zum Heck hin neigte sich das Dach sanft. Als Abschluss zeigte sich ein Stummelheck mit Abrisskante und niedrigen Leuchten, die ebenfalls wieder mit einem Band verbunden war. Die Schürze wirkte massiv.
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Entsprechend lehnte sich die Technik an die bereits bekannten ID-Modelle an. Der Akku kam netto auf 77 kWh und sollte dank der optimierten Aerodynamik 620 Kilometer nach WLTP ermöglichen. Bei dem langen Radstand des Elektro-Passat fand auch der größte MEB-Akku mit 111 kWh Platz, wie er ursprünglich für den ID.Buzz angekündigt war. Den für die Reichweite wichtigen Luftwiderstandsbeiwert (cW) gab VW mit 0,23 an. Als "Kind" des MEB war die Studie digital vernetzt und konnte via Over-the-Air geupdatet werden. Dazu erlaubte der Baukasten kurze Überhänge und einen langen Radstand für mehr Platz im Innenraum.