Angebliche Anrufe von Microsoft - so schützen Sie sich!

Seit Jahren rufen angebliche Microsoft-Mitarbeiter an und fordern dringenden Zugriff auf den PC, da dieser mit Viren verseucht sei und sofort „gereinigt“ werden müsse. Am besten einfach auflegen!
Vielleicht haben Sie auch schon Anrufe erhalten, in denen sich jemand in gebrochenem Deutsch oder akzenthaftem Englisch als Microsoft-Mitarbeiter vorstellt, der schnellstmöglichen Zugriff auf Ihren Windows-PC benötigt. In der Regel wird behauptet, dass der Rechner von Schadsoftware befallen sei und dringend repariert werden müsse. Eine bekannte Betrugsmasche, vor der Verbraucherzentralen und auch Microsoft seit Langem warnen.
Die angebliche Reparatur soll per Fernwartung durchgeführt werden, hierfür soll ein Betrag zwischen 100 und 2000 US-Dollar gezahlt werden. Natürlich ist dies nicht nur Betrug, sondern zusätzlich installieren die betrügerischen Anrufer auch noch Trojaner und Schadprogramme, mit denen versucht wird, an Finanzdaten zu gelangen, um das Bankkonto des PC-Besitzers abzuräumen. Um das angebliche PC-Problem vorzutäuschen, verwenden die Betrüger vor den Augen des Rechner-Nutzers spezielle Systemtools, die dem Computerbesitzer vermeintliche Systemprobleme oder auch kryptische IDs anzeigen. Zwar ist diese Masche mit angeblichen Microsoft-Mitarbeitern nichts Neues, aber auch 2022 fallen leider immer noch zu viele Angerufene darauf herein. Microsoft bezeichnet diese Betrugsanrufe als "Tech Support Scams".
Angeblicher Anruf von Microsoft? So schützen Sie sich!
Geben Sie bei unbekannten Anrufern niemals persönliche Informationen über sich heraus. Wenn eine unbekannte Nummer aus dem Ausland im Display erscheint, kann es helfen, sich nicht mit seinem Namen zu melden. Wenn Sie einen verpassten Anruf mit einer unbekannten Nummer feststellen, dann rufen Sie auf keinen Fall zurück! Rückrufe an fremde Rufnummern können unter Umständen sehr teuer werden. Wenn Sie den Anruf nicht erwartet haben und der Anrufer Ihnen irgendwelche ominösen Dinge erzählt, legen Sie am besten einfach auf. Falls Sie nicht sicher sind, ob der Anrufer tatsächlich derjenige ist, für den er sich ausgibt, legen Sie auch in diesem Fall auf und rufen bei der jeweiligen Institution (z. B. bei Ihrer Bank) an und fragen nach. Schreiben Sie sich dazu den Namen des Anrufers und seine Funktion in dem Unternehmen auf, damit Sie gezielt nachfragen können.
Sofort auflegen, sonst folgen weitere Anrufe
Scam-Anrufe sind lästig, und manche Angerufenen wollen sich dafür rächen, indem sie den Anrufer hinhalten und sich auf Diskussionen einlassen wie "Ich habe einen Linux-Computer." Dies hilft jedoch nicht, den Anrufer loszuwerden. Im Gegenteil: Dadurch wird man für die Betrüger eher interessanter, denn aus deren Sicht ist jedes erfolgte Gespräch eine Art Sieg und führt dazu, dass man immer wieder angerufen wird. Die Strategie der Anrufer besteht darin, den Gesprächspartner so lange einzuwickeln, bis er dem Zugriff auf den PC zustimmen. Oder der Anrufer hofft, ein weiteres Familienmitglied oder einen Mitbewohner zu erreichen, der gesprächstechnisch etwas zugänglicher ist. Dass man Linux- oder MacOS-User ist, ist den Betrügern übrigens egal, denn auch für diese Betriebssysteme gibt es natürlich Fernwartungssoftware.
Wie kommt es zu solchen Anrufen?
Vor Telefon-Spam ist kaum jemand gefeit und die Abwehrmöglichkeiten sind leider nur sehr begrenzt. Seine Telefonnummer aus dem Telefonbuch entfernen zu lassen, ist kein wirksamer Schutz, denn häufig werden angerufene Nummern zu Tausenden nach dem Zufallsprinzip automatisiert darauf getestet, ob jemand das Gespräch annimmt. Hinzu kommt, dass Anrufe aus dem Ausland per IP-Telefonie billig sind. Ein Anruf aus einem indischen oder türkischen Callcenter nach Deutschland ist für die Betrüger kein Kostenfaktor. Spam-Anrufe aufs Handy kommen übrigens nicht so häufig vor, da hier höhere Mobilfunk-Gesprächsgebühren einen gewissen Schutz darstellen.
So wehrt man unerwünschte Anrufe ab
Wenn sich aktuell Callcenter-Anrufe häufen, kann man sich damit behelfen, den Anrufbeantworter einige Tage lang so einzustellen, dass dieser Anrufe direkt nach dem ersten Klingeln annimmt. Bei wichtigen Anrufen kann man dann immer noch zurückrufen. Nahe Bekannte oder Familienangehörige erreichen einen meist per Handy-Nummer. Bei einem privat genutzten Telefonanschluss können Anrufe auf Kontakte im Andressbuch des Telefons beschränkt werden. Für geschäftlich genutzte Telefone ist dies natürlich keine Lösung, da Anrufe von potenziellen Neukunden zu wichtig sind.
Anrufer sperren und Fangschaltungen - sinnvoll oder nicht?
Aus manchen Krimis kennt man Fangschaltungen, mit denen man anonyme Anrufer zurückverfolgen kann. Dieser Service der Telefongesellschaften ist nicht nur teuer, sondern auch nutzlos. Mit einer Fangschaltung können nur Anrufe innerhalb Deutschlands zurückverfolgt werden, meist haben betrügerische Anrufer jedoch ihren Sitz im Ausland. Auch das Blockieren einer Rufnummer, mit der man angerufen wurde, hilft nur begrenzt. Die Spam-Anrufer können ihre Absende-Nummer, die im Display erscheint, frei wählen und rufen kurz danach mit einer anderen Nummer erneut an. Dies kann durchaus auch eine deutsche Telefonnummer sein.
Wo kann man sich über unerwünschte Anrufer beschweren?
Für missbräuchliche Anrufe ist grundsätzlich die Bundesnetzagentur zuständig. Auf der BNetzA-Website kann man ein Beschwerdeformular ausfüllen und den Anrufer und seine Nummer melden. Das Ausfüllen dieses Beschwerdeformulars ist aber langwierig, und letztendlich ist für betrügerische Anrufe nicht die Bundesnetzagentur zuständig, sondern die Polizei, da es sich um einen Betrugsversuch handelt. Jedoch ist eine Anzeige bei der örtlichen Polizeistation ebenfalls zeitaufwendig und hilft in der Regel kaum. Die Anzeige wird in den seltensten Fällen eine internationale Polizeiaktion zur Folge haben - insbesondere deshalb, weil lediglich der Versuch einer Straftat vorliegt.
Unser Tipp: Scam-Anrufe direkt bei Microsoft melden
Falls Sie bereits von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern per Telefon kontaktiert wurden, empfehlen wir, diesen Anruf über ein bereitstehendes Online-Formular direkt bei Microsoft zu melden. Dieser Vorgang ist schnell erledigt und dauert nur wenige Minuten. Microsoft ist über solche Betrugsanrufe natürlich nicht sehr erfreut und ist deshalb an solchen Informationen sehr interessiert. Nach eigenen Angaben hat Microsoft dadurch bereits einige Callcenter schließen lassen.